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Eine Abgrenzung normaler und pathologischer Hüftpfannendachwinkel zur Diagnose der Hüftdysplasie

Auswertungen von 2294 Pfannendachwinkeln kindlicher Hüftgelenke

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Archiv für orthopädische und Unfall-Chirurgie, mit besonderer Berücksichtigung der Frakturenlehre und der orthopädisch-chirurgischen Technik Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Abgrenzung normaler und leicht pathologischer kindlicher Hüftpfannendachwinkel war bisher schwierig, da nur Angaben über Mittelwerte des normalen Pfannendachwinkels in verschiedenen Altersstufen vorlagen und nicht über Schwankungsbreiten.

An 3164 kindlichen Hüftgelenken wurden Messungen des Pfannendachwinkels in verschiedenen Altersstufen vorgenommen. Da seitliche Beckendrehungen und vermehrte Kippung oder Aufrichtung den Pfannendachwinkel verändern, wurden zunächst in Form des „Drehungsindex“ und des „Symphysen-Sitzbeinwinkels“ Einteilungen geschaffen, die eine Klassifizierung der Röntgenaufnahmen nach dem Ausmaß der Seitdrehung oder unterschiedlicher Beckenneigung erlauben. Nach Ausschluß bestimmter Drehungs- und Neigungsgrade wurden 2294 Hüftgelenke für die Auswertung herangezogen. Bei 476 Hüftgelenken lagen Aufnahmen aus verschiedenen Altersstufen vor.

Da normale und leicht pathologische Pfannendachwinkel (ohne Subluxation) fließend ineinander übergehen und eine natürliche Grenze nicht vorhanden ist, wurden sie gemeinsam alsein Kollektiv ausgewertet, ein Mittelwert errechnet und seine einfache und doppelte Standardabweichung. Die einfache obere Standardabweichung wurde als Grenze der normalen Schwankungsbreite des Pfannendachwinkels angesehen. Diese Grenze wurde durch Verlaufsbeobachtungen überprüft. Dabei zeigte sich, daß Pfannendachwinkel im Bereich zwischen einfacher und doppelter oberer Standardabweichung (s–2s) sich während des Wachstums teilweise spontan bessern teilweise als „Extremwinkel“ weiter in diesem Bereich bleiben oder sich sogar verschlechtern, und die Diagnose der Hüftdysplasie berechtigt ist. Pfannendachwinkel, die außerhalb der doppelten oberen Standardabweichung liegen, sind als sicher pathologisch zu bezichnen. Daß sich Pfannendachwinkel; die zunächst im Bereich unter der oberen s-Grenze liegen, im Verlauf verschlechtern, kommt sehr selten und eigentlich nur bei muskulären Erkrankungen, Spastik oder motorischem Entwicklungsrückstand vor. Die angegebenen Grenzen dürfen deshalb als gesichert angesehen werden.

Kinder, deren Pfannendachwinkel im Bereich zwischen einfacher und doppelter Standardabweichung liegen, sollten zumindest breit gewickelt und im Verlauf überwacht, besser jedoch für 2–3 Monate mit einer Spreizhose behandelt werden, da sie als fakultativ dysplastisch anzusehen sind. Kinder mit Pfannendachwinkeln außerhalb der oberen Standardabweichung weisen mit Sicherheit eine Hüftdysplasie auf und sollten unbedingt behandelt werden.

Summary

To improve the diagnosis of hip dysplasia the acetabular roof angle has been examined in 3164 hip joints. X-rays of hips where the pelvis was turned too much to one side or did not have a normal inclination have been excluded by measuring the rotation and the inclination by certain lines and angles described in detail.

Normal and slightly pathologic acetabular angles have been examined together for mean values and standard-deviations. By controls of the development of the acetabular roof angle it was noted, that angles between the upper single and double standard-deviation in about 40% came down to normal values, 40% stayed at extreme values and about 20% became definitely dysplastic.

These hips should be treated for safety or at least be controlled. Acetabular roof angles higher than the double standard-deviation are definitely pathologic and should be treated at any rate. Angles below the single upper standard-deviation can be considered normal.

Résumé

Pour améliorer le diagnostic de la dysplasie on a mesuré, l'angle de la cavité cotyloïide des 3164 articulations de la hanche. Des radiographes des bassins avec trop de rotation ont été exclus. Pour pouvoir faire cettes exclusions on a mis certains lignes et angles, qui sont decrits en détail.

Des angles normales et un peu pathologiques furent examinés en somme. On en a pris le moyenne, li 1+2 écart-type. Des controles du dévelopement de l'angle de la cavité cotyloïde par des radiographes ont montré que tous les cas sous le 1-écart-type sont évidemment normales. Parmi ceux entre le 1+2 écart-type il y en a quelques qui ont la tendence d'améliorer, des autres represent des extrêmes. Les uns qui restent sont des dysplasies. Ce sont ceux qu'il faut traiter ou au moins contrôler.

Les cas au-dessous de 2 écart-type, sont sûrement pathologiques. Il faut les traiter dans tout cas. Les cas au-dessous 1 écart-type sont normales.

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Tönnis, D., Brunken, D. Eine Abgrenzung normaler und pathologischer Hüftpfannendachwinkel zur Diagnose der Hüftdysplasie. Arch orthop Unfall-Chir 64, 197–228 (1968). https://doi.org/10.1007/BF02171260

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